7 Wonders - Architects ist ein weiteres Spiel aus der Kategorie ´Spielmechanismen ganz einfach gemacht´, wobei es hier gelungen ist, eine komplexe Kombination aus Spielmechanismen, die sich in komplexeren Spielen häufig finden, in ein insgesamt einfach zu erlernendes und zugängliches Spiel zu packen.
Das Spiel funktioniert mit zwei bis sieben Spielern. Sieben habe ich noch nicht gespielt, in allen anderen Kombinationen funktioniert es, wobei bei zwei Spielern das Element wegfällt, dass nicht alle Karten für alle Spieler erreichbar sind, und bei mehr als vier Spielern das Spiel nicht ganz so flott abläuft wie bei kleineren Runden. Als ideal würde ich drei oder maximal vier Spieler ansehen.
Empfohlen wird das Spiel ab 8 Jahren, und tatsächlich denke ich, dass viele 8-Jährige, zumal wenn sie schon ein wenig spielerfahren sind, das Spiel sehr gut mitspielen können. Ich sehe es allerdings weniger in reinen Kinderrunden, sondern eher in erwachsenen Runden oder Erwachsene und Kinder gemeinsam. Spielinteressierte, aber nicht sehr spielerfahrene Mitspieler kann man damit sehr gut an komplexere Spiele heranführen.
Worum geht es?
7 Wonders - Architects gehört in das 7 Wonders-Spieleuniversum, und Spieler, die 7 Wonders oder 7 Wonders Duel kennen, werden sicherlich so manches Element wiedererkennen, wenn auch in stark vereinfachter Form.
Bei den Architects stehen viel stärker als sonst die Weltwunder im Mittelpunkt. Jeder Spieler bekommt zu Anfang eins und muss die fünf Schritte zur Fertigstellung durchführen. Hat der erste Spieler sein Weltwunder fertig, endet das Spiel sofort und es wird abgerechnet, wobei nicht zwingend der Spieler gewinnt, der sein Weltwunder fertiggestellt hat. Für jeden Schritt eines Weltwunders braucht man 2 oder 3 gleiche bzw. 2, 3 oder 4 verschiedene Baumaterialien. Diese Baumaterialien bekommt man über Karten, von denen man in jedem Zug eine zieht. Dabei hat ein Spieler die Auswahl aus drei Karten: Jeweils die oberste - offene! - Karten von den beiden Kartenstapeln, die zwischen dem Spieler und seinen beiden Nachbarn liegen oder die - im Regelfall verdeckte! - Karte vom gemeinsamen Stapel, der in der Mitte liegt. Neben Baumaterialien enthalten die Kartenstapel auch andere Karten, nämlich für Forschung, Konflikte und Siegpunkte. Forschung geht ähnlich einfach wie das Bauen: Man braucht zwei gleich oder drei verschiedene Forschungssymbole, um sich einen der Forschungsmarker zu verdienen. Diese Marker geben besondere Vorteile - entweder in Form von Siegpunkten für bestimmte Elemente für die Schlussabrechnung oder aber für den Verlauf des Spiels. Letztere sorgen dafür, dass man zusätzliche Karten ziehen kann, wenn man bestimmte Karten wählt.
Auch das Militär ist vertreten: Karten gewähren Einheiten, und bestimmte Einheiten verschärfen die Konfliktstufe. Sind - in Abhängigkeit von der Spielerzahl - eine bestimmte Anzahl an Konfliktmarkern aufgedeckt, wird geschaut, wer stärker als die Nachbarn ist. Der stärkere erhält jeweils Siegpunkte.
Interessant sind auch die Wunder, von denen jedes seine eigene Reihenfolge für den Bau der Elemente (und damit für die Reihenfolge der benötigten Materialkombinationen) hat und jedes für bestimmte Baustufen eine bestimmte Art von Boni gibt. Drei Wunder sind dabei sehr eigen - mehr Siegpunkte, Forschung bzw. Militär -, während die vier anderen relativ ähnlich sind, nämlich zusätzliches Ziehen von Karten in unterschiedlichen Varianten.
Wie ihr an der Beschreibung schon ablesen könnt, steckt eine ganze Menge von dem in dem Spiel, was auch komplexere Spiele auf Kenner- oder gar Expertenniveau ausmacht. Dabei bleibt es aber komplett auf Familienspielniveau. Mit minimalem Regelstudium kann man gleich loslegen. Die notwendige Vorbereitung vor dem ersten Spiele dürfte wohl kaum fünf Minuten übersteigen.
Was wahrscheinlich den meisten Spielern, die von komplexeren Spielen kommen, nicht so sehr gefallen dürfte, ist, dass er Zufall durchaus einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Spielausgang hat. Fallen die Karten falsch, kann es passieren, dass man ohne viel eigenes Zutun schnell zurückfällt und wenig dagegen tun kann. Ebenso habe ich schon erlebt, dass bestimmte Strategieoptionen mit etwas Glück völlig aus dem Ruder laufen. Insbesondere in Sachen Forschung habe ich schon mehrfach erlebt, dass ganz schnell der reinste Selbstläufer entsteht. Natürlich muss ein Spieler, um das ausnutzen zu können, schon die grundlegende Taktik verstanden haben, aber er muss unter solchen Bedingungen definitiv nicht der beste Spieler in der Runde sein, um zu gewinnen.
Auf Familienspielniveau hat aber der vorhandene Zufall durchaus auch seine Berechtigung. Gerade wenn man Kinder ans Spielen heranführen will, braucht es meiner Erfahrung nach auf mal glückliche Siege für sie, und bei Wenigspielern kann das durchaus auch dabei helfen, sie auf den Weg zum Vielspieler zu bringen.
Material
Das Material ist einfach genial. Nicht nur ist die Qualität der Wunderteile und der Karten sehr gut, sie sind auch übersichtlich und einfach verpackt. Da fliegt nichts durcheinander, und ein schneller Spielaufbau wird auch durch die Anordnung im Spielkarton sehr schön unterstützt. Ich habe geradezu das Gefühl, dass der Karton so richtig zum Ordnung halten einlädt, jedenfalls erlebe ich das bei den Kindern so. Da wird nie nach dem Spiel der ganze Kram hastig in den Karton geschmissen, sondern es kommt alles an seinen Platz.
Natürlich hat so ein Material auch seinen Preis. Und da sehe ich so ein ganz kleines Bisschen das Problem dieses Spiels: Natürlich ist ein so schön gemachtes Spiel den Preis wert, und sicherlich ist dieser Preis auch durch die Produktionskosten gerechtfertigt. Aber normalerweise würde ich für ein Spiel auf Familienniveau keine 35 Euro oder mehr ausgeben. Ich denke einfach, dass der Preis vermutlich Spieler abschreckt, für die das Spiel durchaus genau richtig wäre.
Fazit
Wenn ihr entweder selbst von den Familienspielen kommt und in die Welt komplexerer Spiele einsteigen wollt oder aber selbst eigentlich auf anspruchsvollerem Niveau unterwegs seid, aber gerne Mitspieler in komplexere Spiele einführt, dann ist 7 Wonders - Architects in meinen Augen eine absolute Top-Empfehlung. Nicht vom Preis abschrecken lassen - spielerisch wie vom ansprechenden Material her wird da definitiv mehr als genug für geboten!
Weiterhin positiv finde ich, dass das Spiel auch in recht großen Runden spielbar ist.
So ganz nebenher: Für mich ist 7 Wonders - Architects der Top-Kandidat für das Spiel des Jahres.
Irene hat 7 Wonders - Architects klassifiziert.
(ansehen)