Ein Brettspiel mit Western-Thematik ist sicher erstmal eine ungewöhnliche Idee, aber sie ist durchaus schlüssig und reizvoll umgesetzt worden. Dazu trägt alleine auch schon die Gestaltung des Spielmaterials bei. Es geht um Land-Eroberung, Besiedelung und Schaffung einer Infrastruktur, aber auch um Profite - also durchaus klassische Western-Motive. Selbst auf die typische Western-Folklore - wie Duelle - wird nicht verzichtet. Insofern passt hier schon vieles zusammen. Die Spiel-Mechanik beinhaltet viele Dinge, die man in ähnlicher Form aus anderen Spielen kennt und ist auch relativ ausgewogen, so dass es sehr lange sehr spannend bleibt und selbst kurz vor Spielende nur schwer abzusehen ist, wer zum Schluss vorne liegen wird.
Allerdings ist der Einstieg in dieses Spiel – trotz leicht verständlicher Regeln – nicht ganz einfach, denn obwohl die Regeln leicht verständlich erklärt und auch nicht zu komplex geraten sind, benötigt man erst eine ganze Weile um zu begreifen, wie die Mechanismen des Spiels eigentlich funktionieren. Bis man den Sinn und Zweck der verschiedenen Personenkarten, die Gebäude- und Aktionsfelder, also die vielen Möglichkeiten bzw. Sonderaktionen einmal verinnerlicht und vollständig ergründet hat, vergeht zunächst einige Zeit, bevor ein wirklich zügiges und vor allem auch taktisches Spiel ohne große Unterbrechungen möglich ist. Sobald dies aber geschafft ist, gibt es verschiedene Strategien, mit denen ein Bauherr erfolgreich sein kann.
Dazu zählen ein guter Griff bei der Personenauswahl, sinnvolle und strategisch kluge Gebäudeeinkäufe, sowie deren Platzierung in Bezug auf die Ertragslage, ein guter Riecher für entscheidende Duelle und nicht zuletzt natürlich auch das taktisch kluge Einsetzen der eigenen Cowboys, an denen fast immer Mangel herrscht. Die Personenauswahl zu Beginn jeder Spielrunde ist nicht nur hinsichtlich deren Sonderaktionen wichtig, sondern auch in Bezug auf das Barvermögen, das einem zur Verfügung steht bzw. welches man mit in die nächste Runde übernehmen kann. Einige Figuren haben zwar ein hohes Geldlimit, sind dafür aber sonst nicht so mächtig, bei anderen ist es genau umgekehrt. Hier gilt es natürlich, genau abzuwägen, welche Option am ehesten Sinn macht.
Neben den Persönlichkeiten ist auch die Gebäudeauswahl mindestens genauso wichtig. Mit ihnen kann man unterschiedliche Erträge erwirtschaften, allerdings weisen sie ebenso Sondereigenschaften auf. Die Erträge können übrigens auch von der Lage abhängig sein, so wirft z.B. eine Silbermine umso mehr ab, je mehr Gebirge sie umgeben. Gleiches gilt auch für die Sondereigenschaften: Man kann die Gebäude nicht einfach nur kaufen und sie dann anschließend beliebig irgendwo auf dem Spielplan platzieren. Bereits beim Kauf von Parzellen sollte man sich schon Gedanken darüber machen, welches Gebäude man hinterher dort errichten will. Darüber hinaus sollte man auch den Straßenbau nicht vernachlässigen.
Ihr seht, man muss im Grunde genommen schon diverse Schritte im Voraus planen, damit man hinterher eine optimale Gebäudelage mit möglichst maximalen Einkünften hat. Dabei ist auch zu beachten, dass alle Gebäude – Ranch und Silbermine ausgenommen – an vorhandenen Wegen liegen müssen, denn sonst sind sie wertlos. Mit anderen Worten: Vor lauter Optionen hat man die Qual der Wahl und selbst bei versierten BrettspielerInnen kommen da schnell die Köpfe ins Rauchen. Das bringt natürlich den Nachteil mit sich, dass der Spielfluss vor lauter Bedenkzeiten beim allerersten Spiel mächtig leidet. Von daher ist es durchaus angebracht, wenn man das Spiel mehrere Male spielt, bis man den Bogen wirklich raus hat.
Daraus lässt sich unschwer die Erkenntnis ableiten, dass dieses Spiel nicht unbedingt etwas für Gelegenheits-SpielerInnen oder für nur mal eben zwischendurch ist. Zwar sind die Regeln gut erklärt und der Mechanismus ziemlich ausgewogen, so dass einem eine Vielzahl von Taktik-Varianten zur Verfügung steht. Doch genau hierin liegt zugleich auch die Tücke des Spiels: Man muss erst einmal gespielt haben, um die Tragweite seiner Entscheidungen einigermaßen korrekt einschätzen zu können. Ansonsten gerät man gegenüber versierteren MitspielerInnen leicht ins Hintertreffen. Wenn sich die Spielstärke aller Beteiligten dagegen auf einem vergleichbaren Niveau bewegt, dann ist Hochspannung bis zum Schluss garantiert.
### FAZIT ###
Für Gelegenheits-SpielerInnen kann ich es nur bedingt empfehlen, da sie angesichts der zahlreichen Entscheidungsmöglichkeiten anfänglich ein wenig überfordert sein könnten. Da ist sicher erstmal eine Eingewöhnungsphase von nöten. Andererseits bietet dieses Spiel relativ leicht verständliche Regeln und eine Vielfalt von Taktik-Varianten, die alle gleichermaßen erfolgversprechend sein können. In jedem Fall wurde das Western-Thema stimmig und ansprechend umgesetzt, was auch in dem umfangreichen und schön gestalteten Spielmaterial seinen Ausdruck findet. Ich vergebe daher 5 von 6 Cowboy-Hüten.
Edgar hat Carson City klassifiziert.
(ansehen)