In dieser Rezension werde ich nur die Spielmechanik bewerten; mein Fazit findet ihr unten.
[Worum geht es?]
In der Catan Erweiterung "Städte und Ritter" müssen die Spieler eine gemeinsame Rittermacht aufstellen, um die Städte Catans vor Barbaren zu schützen. Nebenbei wetteifern die Spieler auch um den Bau dreier Metropolen.
Es wird das Grundspiel "Catan das Spiel/ Die Siedler von Catan" für diese Erweiterung benötigt. Regelkenntnisse des Grundspiels setze ich daher voraus. Diese Erweiterung enthält nur das Spielmaterial für 3-4 Spieler. Für 5-6 Spieler wird eine zusätzliche Erweiterung benötigt. "Städte und Ritter" kann z.B. auch mit der "Seefahrer Erweiterung" kombiniert werden, wobei nicht alle Szenarien gleichermaßen dafür geeignet sind.
[Qualität des Spielmaterials]
Hierzu kann ich nicht viel sagen, da ich selbst noch die alte Holzversion besitze. Die Spielsteine sind in der Neuauflage komplett aus Kunstoff. Darüber hinaus wurden aber auch sämtliche Karten und Hexagonfelder von Michael Menzel überarbeitet; die neuen Illustrationen gefallen mir sehr gut.
[Regeln]
Damit sich auch diejenigen ein Bild von der Erweiterung machen können, die nicht mit den Regeln vertraut sind, habe ich im folgenden Abschnitt die zahlreichen Regeländerungen zusammengestellt. Wem das nicht interessiert: einfach ans Ende zu meinem Fazit springen.
Spielvorbereitung:
(a) Statt der Fortschrittskarten des Grundspiels gibt es nun drei Fortschrittskartenstapel mit gelber, blauer und grüner Rückseite.
(b) Ein neues Tableau hält Baukosten und Fortschritt des Städteausbaus fest.
(c) Es gibt drei neue Handelswaren: Tuch, Münzen und Papier.
(d) Es gibt ein neues Spielplättchen mit Wegfeldern für das Barbarenschiff. Erreicht es das letzte Feld, kommt es zum Kampf.
(e) Größte Rittermacht (2 Siegpunkte) wird aus dem Spiel genommen.
(f) Jeder Spieler startet nun mit einer Siedlung und einer Stadt.
Neue Bauelemente:
(a) Stadtmauer: kostet 2 Stein/Lehm und kann nur um eine Stadt ohne Stadtmauer gebaut werden. Pro Stadtmauer erhöht sich das Handkartenlimit (Rohstoffe + Handelswaren) um 2 Karten. Wird eine Stadt durch Barbaren geplündert, so wird auch die dazugehörige Stadtmauer zerstört.
(b) Ritter (jeder Spieler hat 2 einfache, 2 starke und 2 mächtige Ritter; Stärke 1, 2 und 3): Bau/Ausbau um eine Stufe kostet jeweils 1 Schaf/Wolle + 1 Erz. Mächtige Ritter erfordern Städteausbau (Politik).
(c) Ritter aktivieren: 1 Getreide (pro Ritter!)
(d) Städteausbau: Erfordert Handelswaren. Drei Bereiche können ausgebaut werden.
Tuch -> Handel (gelb), Münzen -> Politik (blau), Papier -> Wissenschaft (grün).
Die erste Ausbaustufe kostet eine Handelsware, die zweite zwei, die dritte drei, usw. Jede Stufe erhöht die Wahrscheinlichkeit eine Fortschrittskarte in der entsprechenden Farbe beim Würfeln zu erhalten.
Die dritte Ausbaustufe gewährt Boni:
(Handel) Handelswaren können 2:1 getauscht werden. Zudem kann die neue Spielfigur "Händler" auf ein Feld neben eine eigene Siedlung/Stadt/Metropole gesetzt werden. Solange der Händler dort steht, darf dieser Spieler Rohstoffe des entsprechenden Feldes 2:1 tauschen. Der Händler ist zudem 1 Siegpunkt wert.
(Politik) Starke Ritter können zu mächtigen Ritter aufgestuft werden.
(Wissenschaft) Erhält man keine Rohstoffe beim Auswürfeln, so darf man sich einen beliebigen Rohstoff nehmen. Ausnahme: wenn 7 gewürfelt.
Bei der vierten Ausbaustufe wird eine Stadt zur Metropole ausgebaut (+ 2 Siegpunkte), allerdings stehen insgesamt nur 3 Metropolen zur Verfügung, eine für Handel, eine für Politik und eine für Wissenschaft. Um zu verhindern, dass ein andere Spieler diese Metropole wegschnappt, muss der Bereich bis zur fünften Stufe ausgebaut werden.
Grundsätzlich reicht eine Stadt aus, um Ausbauten in allen drei Bereichen vorzunehmen. Ist die einzige Stadt allerdings bereits zur Metropole ausgebaut, dürfen die anderen Bereiche nur bis zur dritten Stufe ausgebaut werden.
Rohstoffe auswürfeln:
(a) Es wird mit drei Würfeln gewürfelt. Ein weißer und ein roter Würfel mit den Augenzahlen 1 bis 6 bestimmen zusammen wie gewohnt die ertragreichen Felder. Der dritte Würfel (drei Seiten Barbarenschiff, 1 Seite gelbe Burg, 1 Seite blaue Burg, 1 Seite grüne Burg) bestimmen ob das Barbarenschiff um ein Feld vorrückt. Im Falle einer Burg erhalten die Spieler, je nach Augenzahl des roten Würfels und Städteausbau in der entsprechenden Farbe der gewürfelten Burg ggf. eine Fortschrittskarte in der entsprechenden Farbe.
(b) Städte erwirtschaften an Weideland nun 1 Schaf/Wolle + 1 Tuch, an Gebirgen 1 Erz + 1 Münze, an Wäldern 1 Holz/Latte + 1 Papier. An Ackerland, wie gewohnt 2 Getreide, an Hügelland 2 Stein/Lehm.
Ritter einsetzen:
(a) Ritter müssen auf eine Kreuzung gesetzt werden, die ans eigene Wegenetz angeschlossen ist.
(b) Ritter können Handelsstraßen der Mitspieler unterbrechen.
(c) Ritter können für jeweils 1 Getreide aktiviert werden, um diesen dann in der darauffolgenden Runde zu nutzen, nach Nutzung eines Ritters wird dieser deaktiviert.
(d) Aktivierte Ritter können verschoben werden.
(e) Aktivierte Ritter können einen Räuber auf einem angrenzenden Feld vertreiben.
(f) Aktivierte Ritter können auch schwächere Ritter vertreiben.
Angriff der Barbaren:
Immer wenn das Barbarenschiff das letzte Feld erreicht, kommt es zum Kampf. Die Stärke des Barbarenheers entspricht immer der Anzahl der Städte aller Spieler (eine Metropole zählt als eine Stadt). Die Barbaren werden besiegt, wenn die Kampfstärke aller aktivierten Ritter aller Spieler mindestens genauso groß ist. Der Spieler mit der größten bereitgestellten Kampfstärke erhält 1 Siegpunkt. Haben mehrere Spieler die größte Kampfstärke bereitgestellt, erhalten diese statt eines Siegpunktes, eine Fortschrittskarte. Sind die Barbaren siegreich, so verliert der Spieler mit der niedrigsten Kampfstärke eine seiner Städte. Diese Stadt wird durch eine Siedlung ersetzt. Metropolen und Siedlungen können nicht zerstört werden.
Nach einen Barbarenangriff werden unabhängig vom Ausgang des Kampfes alle Ritter deaktiviert und das Barbarenschiff auf die Startposition zurück versetzt.
Spielende
Es werden 13 statt 10 Siegpunkte für den Sieg benötigt.
[Fazit]
Ich persönlich liebe diese Erweiterung, da sie ein spannenderes und abwechslungsreicheres Spielerlebnis als das reine Grundspiel bietet. Das Glückselement ist bei "Städte und Ritter" allerdings keineswegs kleiner geworden. So kann es durchaus passieren, dass je nach Aufbau der Insel und unglücklichen Würfelergebnissen die Barbaren früh angreifen, ohne dass ausreichend Ritter aufgestellt bzw. aktiviert werden konnten und Spieler früh Städte verlieren. Es ist natürlich ärgerlich, wenn eine mühsam errichtete Stadt wieder zur Siedlung wird. Anderseits freut man sich umso mehr, wenn dies dem ärgsten Konkurrenten passiert. Wer es noch fieser mag, sollte die "Fiese Peter Variante" ausprobieren, bei der jeder Spieler bei einem Barbarenangriff entscheidet wie viele Ritter er in den Kampf schicken möchte. Die ständige Bedrohung der Barbaren macht meiner Meinung nach den besonderen Reiz dieser Erweiterung aus.
Abgesehen davon finde ich "Städte und Ritter" etwas ausbalancierter als das Grundspiel, aufgrund der Bonusfunktionen der Metropolen und dem einfacheren Erwerb der Fortschrittskarten. Auch der nervige Räuber kann etwas einfacher und preiswerter von den eigenen Feldern entfernt werden (richtige Positionierung der Ritter vorausgesetzt). "Städte und Ritter" ist deutlich anspruchsvoller als das Grundspiel Catan (und auch als die Seefahrer Erweiterung), und benötigt auch etwas mehr Spielzeit (ca. 90 - 120 Minuten bei 4 Spielern). Es bietet dann aber auch mehr taktische Möglichkeiten. Ich jedenfalls spiele am liebsten mit dieser Erweiterung und kann diese Taktikern und Vielspielern empfehlen.
Von mir gibt es die volle Punktzahl: 6 von 6 Punkten.
Michael hat Catan - Städte & Ritter Erweiterung klassifiziert.
(ansehen)