"Wenn du versuchen solltest zu fliehen, habe ich sechs kleine Freunde, die alle schneller rennen können als Du."
Revolver ist ein Kartenspiel für 2 Spieler. Einer übernimmt die Rolle des zwielichtigen Colonels Ned McReady. Der andere darf in der Rolle des Bösewichts Jack „The Crow“ Colty und seiner 16köpfigen Gang probieren, den rettenden Zug zu erreichen (diesen gegebenenfalls sogar entgleisen zu lassen), oder die mexikanische Grenze zu erreichen.
„Am Bahnhof waren drei Mäntel und in den drei Mänteln standen drei Männer und in den drei Männern waren drei Kugeln."
Revolver wird über mehrere Runden an verschiedenen Schauplätzen – dargestellt durch ausgelegte Karten – gespielt. Auf jeder Karte befindet sich eine bestimmte Anzahl an Runden, die sich aber durch Karteneffekte ändern kann.
Colty beginnt, dann erfolgt der Spielzug von McReady. Colty schiebt den Rundenstein einen Platz weiter, zieht danach zwei Karten und spielt welche aus. McReadys Spielzug verläuft ähnlich simpel. Er zieht zwei Karten, spielt welche aus, greift danach an und prüft die Anzahl der Grenzsteine auf der Karte mexikanische Grenze.
Jeder Spieler besitzt sein eigenes Deck. Feuerkraftkarten werden immer am aktuellen Schauplatzgespielt und bleiben i.d.R. liegen, können aber durch Karteneffekte umverteilt werden. Ziel von McReady ist es, durch die höhere Feuerkraft in einer Runde einen Banditen aus Coltys Gang zu töten. Gelingt dem Colonel en erfolgreicher Angriff, wird von der mexikanischen Grenze kein Stein entfernt, dafür muss sein gegenüber einen Banditen aus seiner Gang entfernen. Ist dies zu Anfang noch folgenlos, kann es später richtig weh tun, da man bestimmte Waffen nicht mehr spielen kann, einige Runden zusätzlich überstehen muss oder Handkarten verliert. Bei Gleichstand oder Coltys Sieg kommt der Bösewicht Mexico eine guten Tagesritt näher, d.h. ein Stein wird entfernt. Sollte es der letzte gewesen sein, hat der Colty-Spieler gewonnen, ebenso wenn er und gewisse Gangmitglieder bis zum Ende des Spiels, bzw. bis kurz vorher, überleben. Colones McReady gewinnt, wenn er die Colty-Gang ausgelöscht hat.
Karten mit Soforteffekt können den Rundenstein, die Kartenhand und die Auslage des Gegners und viele andere Dinge beeinflussen. Mit „Holt das Seil, Jungs“ kann man z.B. einen Banditen direkt erhängen, mit dem Nachtritt Grenzsteine entfernen, um nur einige Beispiele zu nennen. Handkarten sollten generell sparsam eingesetzt werden. Einige sehr starke Karten haben Kosten in Form von abzuwerfenden Handkarten und manchmal hat man sogar die Wahl zwischen Pest und Cholera, z.B. wenn man Handkarten abwerfen kann, um das Leben seiner Gangmitglieder zu retten.
„Die krepieren alle. Und für was?"
Das Material von Revolver ist sehr gut, schön gestaltet und mit fast 150 Karten, 14 Klötzchen und einigen Markern auch nicht unbedingt wenig für ein Kartenspiel, allerdings fällt einem der große Anteil an Luft in der (zu großen?) Schachtel schon fast unangenehm auf. In den Regeln sind mögliche Erweiterungen erwähnt, die es bei White Goblin sogar schon gibt. Diese sollten locker mit in die Revolver-Box passen, wenn sie denn dann auf Deutsch erscheinen. Die Regeln lassen kaum Fragen offen (Kann man eine Büffelstampede eigentlich töten??), der eigentliche Spielverlauf ist auf drei Seiten beschrieben. Hinzu kommen eine Materialübersicht, Kartenerklärungen und – was der thematischen Einbindung sehr gut tut – Hintergrundgeschichten zu den Mitgliedern der Colty-Gang.
„Warum ziehst Du nicht den Abzug und wir finden es heraus?“
Revolver ist ein sehr kämpferisches Spiel. Es geht um Mord und Totschlag, Hängen und Erschießen, Blut, Schweiß und Tränen. Spielerisch eher ein taktisches Leichtgewicht mit wenig Entscheidungsfreiheit und mittelhohem Glücksfaktor, kann Revolver vor allem mit der thematischen Umsetzung punkten. Toll illustrierte Karten mit zynischen Sprüchen, wilde Schießereien kreuz und quer durch die verschiedenen Schauplätze, ein ständiges Gegeneinander bis zu Ende des Spiels – atmosphärisch großartig. Das „Was legt Colty wohl vor, wie zieht McReady hinterher, was hat der Gegner wohl noch auf der Hand?“ sorgt für viel Spannung in ca. 40 Minuten Spielzeit. Nach einigen Partien hat der Reiz noch nicht nachgelassen, allerdings wird Revolver mittelfristig die ein oder andere Erweiterung vertragen können, um langfristig mehr Abwechslung zu generieren
Spielerisch mag Revolver die volle Punktzahl wohl nicht verdient haben, mit einem weniger starken Thema auch nicht, aber als Gesamtpaket ist dieses Duell ein Treffer ins Schwarze.
"Wenn sich zwei Männer duellieren, der eine hat einen Colt, der andere ein Gewehr, ist der mit dem Colt ein toter Mann!"
Timo hat Revolver (de) klassifiziert.
(ansehen)