Santa Maria - man möchte es so gerne mögen....
Mit dieser Veröffentlichung hat Pegasus ein Spiel ins Programm aufgenommen, das zurecht Interesse weckt und wohl auch ein heißer Kandidat für Auszeichnungen beim Kennerspiel des Jahres oder beim DSP werden wird.
Thematisch befinden wir uns zur Zeit der Kolonisierung der neuen Welt, wo die gewalttätigen Konquistadoren genauso eine Rolle spielen, wie die missionierenden Mönche und die Kolonisten.
Ziel des Spiels sind nicht etwa langweilige Sieg- oder Prestigepunkte, sondern glückliche Einwohner in Form kleiner Grinsebacken. Makaber, angesichts der Thematik, aber sei´s drum...
Wie dem auch sei können wir das Thema auch gleich wieder vergessen, denn es ist nur irgendein Mantel für den cleveren Spielmechanismus.
In nur 3 Spielrunden beschäftigen wir uns mit so vielen Spielzügen wie es nur geht. 4 Aktionsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, die wir so oft es geht auslösen können, bevor wir passen und aus der Runde aussteigen.
Zentrales Element ist ein Persönlicher Plan mit Landschaftsfeldern in einem 6x6-Raster. Die Landschaften haben verschiedene Eigenschaften, wenn sie aktiviert werden, sie liefern Rohstoffe, die es in 5 Sorten gibt, erlauben uns den Tausch von Rohstoffen gegen im Hafen liegende Schiffe, die sodann in einer von 4 Einkommenskategorien am Rundenende für uns tätig werden, oder lassen uns auf der Mönch- bzw. Konquistadorenleiste voranschreiten.
Ausgelöst werden die Felder entweder reihen- oder spaltenweise durch Würfel, die eine bestimmte Reihe/Spalte benennen und deren Landschaften dann in Reihenfolge auslösen.
Alternativ kann ein beliebiges Feld mit Einsatz von Geld ausgelöst werden.
Durch die Aktivierung werden Landschaftsfelder für weitere Aktionen mitunter blockiert.
Weitere Landschaften können aus einer gemeinsamen Auslage gekauft und in den persönlichen Plan eingebaut werden.
Auf der Mönchleiste können bestimmte Boni freigespielt werden. So können insbesondere Spielendebedingungen aktiviert werden oder auch neue Würfel freigeschaltet werden.
Die Konquistadorenleiste belohnt die am Rundenende vorne stehenden Spieler mit Grinsebacken, die Leiste wird vor jeder Runde zurück an den Start gesetzt.
Beim Passen löst man zum einen noch einmal eine der begehrten Aktionen aus und erhält aus den gekauften Schiffen Einkommen in Form von Geld, Punkten oder Leistenschritten.
Santa Maria liefert uns eine Einstiegsvariante und eine für fortgeschrittene Spieler. Der Unterschied liegt in den persönlichen Tableaus und individuellen Spezialfähigkeiten, die anfangs vergeben werden.
Ein Fazit nach mehreren gespielten Partien:
Santa Maria gefällt auf Anhieb sehr. Es ist hochinteressant, verschiedene Taktiken auszuprobieren und das Spielgefühl ist wirklich toll.
Leider habe ich mehrere Kritikpunkte, die mir aktuell nicht mehr als 4 Punkte in der Bewertung herauslocken.
1) In der Expertenversion ist der Startspieler arg benachteiligt. Er wählt zuletzt die individuelle Fähigkeit aus und muss daher nehmen, was übrig bleibt. Zusätzlich erhält er weniger Geld als die anderen. Der geringe Vorteil des Startspielers macht das keinesfalls wett.
2) Während man das Spiel zu zweit gut und locker in 50-60 Minuten spielen kann, geht eine Partie zu viert bei uns nie unter 2 Stunden aus und zieht sich ob der Fülle der Möglichkeiten gegen Spielende doch sehr. Ein bisschen "Durchrechnen" muss man hier am Schluss immer, sonst passt es nachher einfach nicht mehr.
3) Für mich gibt es eine klare Siegstrategie, die - konsequent gespielt - fast nicht zu schlagen ist. Wer immer versucht, Schiffe zu kaufen um sie in den Konquistadorenhafen zu setzen, der punktet damit gleich mehrfach. Andere Strategien fallen dagegen deutlich ab.
4) Insbesondere die Bischofsplättchen mit den Punktebedingungen fürs Spielende sind arg unausgewogen und zum großen Teil auch unattraktiv mit Mönchen zu bedienen. Vor allem die Punktebedingungen für bestimmte Landschaftskonstellationen auf dem eigenen Spielplan sind vom Verhältnis Aufwand zu Ertrag unterirdisch.
Was bleibt?
Ein schönes Spiel, wirklich!
Alle Regeln sind irgendwo auf den Plänen ersichtlich, alles ist klar.
Ein Spiel im Kennerspielbereich, das man wirklich mögen möchte.
An den Kritikpunkten komme ich allerdings nicht vorbei.
Ob das Spiel über die Deutsche Brettspielmeisterschaft - für die wir es aktuell trainieren - hinaus bei uns bleiben darf, steht noch in den Sternen.
Carsten hat Santa Maria klassifiziert.
(ansehen)